Die größten Menschen sind jene, die anderen Hoffnung geben


Trenne dich nicht von deinen Illusionen.
Wenn sie verschwunden sind, wirst du weiter existieren, aber aufgehört haben zu leben.
Mark Twain

Donnerstag, 22. Januar 2015

Grenzerfahrungen

Theresa hat einen schönen Beitrag über unseren Ausflug zum Pico de Loro in ihrem Blog veröffentlicht. Besser könnte ich es nicht machen, also hier einfach der Link :) 

http://sastrecillavaliente.blogspot.de/2015/01/der-schnabel-des-papageis-und-andere.html 

Bis bald, eure Bianca 



Donnerstag, 8. Januar 2015

Carnaval de Negros y Blancos in Pasto

Zum ersten Mal berichte ich nicht über meine Arbeit, sondern stattdessen über einen kurzen Ausflug nach Pasto zum Carnaval de Negros y Blancos (Karneval der Schwarzen und Weißen). Der Karneval ist nicht nur in Kolumbien, sondern auch weltweit sehr bekannt und wurde sogar von der UNESCO zum mündlichen und geistigen Kulturerbe der Menschheit erklärt. Der Karneval beginnt bereits am 28. Dezember und endet am 7. Januar. Die wichtigsten Tage sind allerdings der 5. und 6. Januar. Am 5. Wird der Tag der Schwarzen gefeiert, an dem jeder - freiwillig oder unfreiwillig - mit schwarzer Farbe im Gesicht bemalt wird. Es ist ein Gedenktag an die Sklaven, die an diesem Tag ihren freien Tag hatten. Der 6. ist der Tag der Weiβen. Statt mit schwarzer Farbe wird man mit jeder Menge Mehl beworfen. Auβerdem gibt es sogenannte Cariocas, groβe Sprühdosen mit Schaum, die während der ganzen Zeit zum Einsatz kommen und die Menschen in Extremfällen wie Schneemänner aussehen lassen. 

Der Plan war also, am Sonntag den 4. nach Pasto zu fahren um diese beiden Tage zu erleben und Dienstagabend wieder zurück nach Cali zu fahren. Wir waren eine recht groβe Gruppe und diesen Plan hatten wir schon sehr lange, nur leider haben wir erst sehr spät begonnen den Plan konkret zu machen. Leider haben wir so spät begonnen, dass alle Hostels ausgebucht waren. 
Am Freitag hatte Theresa dann die brilliante Idee doch noch über Couchsurfing eine Übernachtungsmöglichkeit zu finden und war fast den ganzen Tag damit beschäftigt, Einwohner aus Pasto anzuschreiben. Beim Couchsurfing bieten Privatleute eine Schlafmöglichkeit im Internet an und Reisende können kostenlos bei ihnen übernachten. Am Samstag haben Theresa und ich uns im Büro getroffen und sie hatte tatsächlich zwei Zusagen. Angerufen habe ich schlieβlich bei Paula und innerhalb von zwei Minuten hatten Theresa und ich ein Bett. Wir sollten Paula einfach wieder anrufen, sobald wir in Pasto angekommen sind. Der Rest unserer Gruppe hatte sich inzwischen gegen eine Reise nach Pasto entschieden. 
Wir haben uns riesig über unser Glück gefreut und gehofft, dass uns das Glück nicht verlassen würde. Denn noch hatten wir keine Bustickets und kein einziges Busunternehmen war telefonisch erreichbar. 

Darum sind wir am nächsten Morgen mit unseren gepackten Rucksäcken bereits um 6 Uhr zum Terminal gefahren, darauf eingestellt Stunden warten zu müssen. Aber unsere Glückssträhne hat angehalten und wir haben einen günstigen Bus gefunden, auf den wir keine Stunde warten mussten. 
Pasto liegt im Südwesten Kolumbiens und die Busfahrt dauert von Cali aus etwa neun Stunden. Wir hatten also ausreichend Zeit, um noch ein wenig zu schlafen. In Pasto angekommen habe ich Paula wieder angerufen und sie hat mir durchgegeben, wo wir per Taxi hinfahren sollten. Aus dem Taxi ausgestiegen wurden wir herzhaft von Paula, ihren Freunden und der ersten Dosis Carioca-Schaum empfangen. 

Wir sind zu ihrem Apartment am Stadtrand von Pasto gefahren, konnten uns ganz kurz fertig machen und direkt ging es los zu einem Park um dort zu feiern. Paula wohnt eigentlich in einem Haus direkt in Pasto, aber das Apartment hat sie für Feiern, Couchsurfer und wenn sie mal Ruhe haben möchte. Das Apartment ist sehr schön und Theresa und ich hatten sogar ein Zimmer für uns alleine. 
Pasto war ungewohnt kalt für uns, besonders als es dunkel wurde und wir schon ein bisschen nass vom ganzen Schaum waren. Das Tanzen war gut gegen die Kälte und irgendwann sind wir noch ein bisschen durch die Stadt gelaufen um dann bereits gegen 22 Uhr nach Hause zu fahren. So eine lange Busfahrt macht doch ganz schön müde. 

Am nächsten Morgen sind Theresa und ich mit einem anderen Couchsurfer aus Ecuador kurzfristig zum Santuario de Las Lajas gefahren. Zum Karneval war es schwierig eine Transportmöglichkeit zu finden, aber wieder hatten wir Glück. Gemeinsam mit einer Familie konnten wir uns einen kleinen Bus teilen. Die Basilika ist in Ipiales, etwa zwei Stunden von Pasto entfernt, also wieder ein Nickerchen im Bus. Ein wunderschönes Bauwerk zu dem Pilger wandern, um für ein Wunder zu bitten. Viel gewandert bin ich zwar nicht, aber um ein Wunder habe ich natürlich trotzdem gebeten. 
Erst gegen Abend waren wir zurück und statt zu dem Apartment am Stadtrand zu fahren waren wir nur kurz im Haus von Paula direkt in Pasto, um Zeit zu sparen. Danach sind wir mit ihren Feunden in eine Peña gegangen, eine Bar in der andine Musik gespielt wird. Die Bar heiβt Embrujo Andino, auf Deutsch etwa andine Verhexung. An der Decke befindet sich ein riesiger, aus bunt angemalten Schaumstoff geformter Zauberer, ähnlich wie die Figuren, auf den Wagen bei den Festzügen des Karnevals. Und auch an den Wänden gibt es mehrere groβe Figuren. Dazu Kerzenlicht, Lifemusik und Agua de Guayusa, ein heiβes und ziemlich starkes Getränk, das hier typisch ist. Wir haben getrunken und zu andiner Musik getanzt, in den Pausen der Band gab es auch Salsa, Merengue und Bachata. Ein toller Abend aber so gegen halb 3 hat mich mal wieder die Müdigkeit gepackt und ich habe in Paulas Haus geschlafen, während die anderen noch in Paulas Café weitergefeiert haben. 

Am nächsten Morgen war ich darum früher wach als die anderen und hatte Zeit um mit Paulas fünfjährigen Neffen Tischfuβball zu spielen und mit ihm, Paulas Sohn und den Groβeltern zu frühstücken. Gegen 10 bin ich mit ihnen bereits in Stadt zum Festzug gegangen. Am Tag der Weiβen gibt es den Desfile Magno, den groβen Festzug. Er ist das Highlight des Karnevals und wir mussten uns gute Plätze sichern. So gegen 12 ging es dann los mit der Parade. Theresa und die anderen haben im Haus einer Freundin geschlafen und kamen irgendwann auch dazu. 
Die farbenfrohen Kostüme und besonders die riesigen Wagen waren wirklich beeindruckend! Als ob ganz Pasto das ganze Jahr über nur für diesen Tag arbeiten würde. Stundenlang haben wir an der Straβe gestanden, die Parade bewundert und wurden mit Schaum und Mehl attackiert. Im Anschluss waren wir alle noch zusammen essen und dann mussten wir uns leider schon von Paulas Familie und ihren Freunden verabschieden. Paula hat uns noch ins Apartment gebracht, wo wir uns zum Glück duschen konnten, bevor wir um 21 Uhr schon wieder im Bus nach Cali gesessen haben. 

Wir hatten insgesamt eine aufregende Zeit, konnten viele schöne Erinnerungen mit nach Cali nehmen und eigentlich wunder ich mich noch immer über das viele Glück, dass wir hatten. Das gröβte Glück war es auf der „Couch“ von Paula zu landen, die uns so lieb empfangen und uns eine unvergessliche Zeit beschert hat!   

Theresa in unserem Zimmer in Paulas Apartment.

Rechts drehen sich Mehrschweinchen, typisch für diese Region.

Santuario de Las Lajas - wunderschön!

Die Basilika von innen. Der Altar ist direkt in den Stein gemeiβelt, 
wo einer Mutter und ihrer Tochter die Jungfrau erschienen sein soll. 
Der Grund für den Bau der Wallfahrtskirche. 

Ein Abend in der Peña Embrujo Andino. 

Links Andres, der Couchsurfer aus Ecuador
und rechts unsere Vorzeigegastgeberin Paula! 

Der Begin des Desfile Magno.
Rund 6 Stunden müssen die teils schweren
Kostüme durch die Straβen getragen werden. 

Währenddessen spielen auch die Kinder mit den Cariocas. 

Nach den Fuβgruppen kommen erst kleine und dann die groβen Wagen. 

Die Wagen sind einfach nur atemberaubend! 

Wunderschöne Motive,  tolle Farben.

Und es kommen immer mehr und mehr...

Riesig sind sie übrigens auch. 

Gut eingestaubt waren wir zum Ende der Parade. 

Und dann gab es auch leider schon das Abschiedsfoto, viel zu schnell!

Ich wünsche euch allen noch ein glückliches, neues Jahr! 

Eure Bianca