Die größten Menschen sind jene, die anderen Hoffnung geben


Trenne dich nicht von deinen Illusionen.
Wenn sie verschwunden sind, wirst du weiter existieren, aber aufgehört haben zu leben.
Mark Twain

Montag, 13. April 2015

Semana Santa in Popayán

Theresa und ich haben wieder ein kleines Abenteuer hinter uns: vom 2. bis zum 4. April waren wir in Popayán, um dort die Osterprozessionen der Semana Santa (Karwoche) anzusehen, ein weiteres Kulturerbe der UNESCO, das man hier in Kolumbien bewundern kann. Popayán ist die Hauptstadt des Departamentos Cauca und ist mit dem Bus etwa drei Stunden von Cali entfernt. Die Stadt wird auch Ciudad Blanca genannt, die weiβe Stadt, weil die Fassaden der Gebäude im historischen Zentrum fast ausschlieβlich weiβ angestrichen sind. 

Dieses Mal waren wir nicht so spontan, wie bei unserem Pasto-Urlaub und wir hatten uns schon Wochen vorher um eine Übernachtungsmöglichkeit bei einem Couchsurfer gekümmert. Wir würden bei einer Familie übernachten. Weiter geplant haben wir dann aber doch nicht und so haben wir uns sehr gefreut, dass am Donnerstagmorgen noch sechs andere aus unserer WG (also eigentlich unsere ganze WG) nach Popayán fahren wollten. Die hatten zufällig für acht Leute Bustickets reserviert und somit konnten Theresa und ich die zwei übrigen Tickets haben. Wenn es ums Reisen geht, reiβt unsere Glückssträhne anscheinend nicht ab! 
Am Busbahnhof von Popayán haben wir uns von unseren Mitbewohnern verabschiedet, die hatten eine „Couch“ auf einer Finca in der Nähe. Auch Theresa und ich wurden bald von Alonso abgeholt, einem 26-jährigen Lehrer, der irgendwo in einem Dorf südlich von Popayán Literatur und Quechua (die indigene Sprache der Andenvölker) unterrichtet. In der Woche, wenn er arbeitet, wohnt er in dem Dorf, nur am Wochenende ist er in Popayán bei seinen Eltern. 
Nach dem Mittagessen in der Nähe des Busbahnhofs sind wir mit dem Taxi zu seinen Eltern nach Hause gefahren. Alonso hat uns sein Zimmer überlassen, in dem Theresa und ich uns ein geräumiges Bett mit einer traumhaften Matratze teilen konnten. Wie gerne hätte ich die Matratze oder am besten gleich das ganze Bett mit nach Cali gebracht. Alonsos Bruder Julián kam bald vorbei, um uns kennenzulernen. Er studiert Architektur in Popayán, wohnt aber nicht mehr im Elternhaus. Die Eltern selbst waren nicht da, die würden wir erst am nächsten Tag kennenlernen. Fast 60 Couchsurfer wurden bereits insgesamt von der Familie willkommengeheiβen, unglaublich diese Gastfreundschaft! 
Nachmittags haben Alonso und Julián uns die Stadt gezeigt. Das Wetter war wunderbar und die weiβe Stadt leuchtete bei der vielen Sonne. Zum Sonnenuntergang sind wir auf einen Berg, den Cerro El Morro gestiegen, um die ganze Stadt im Blick zu haben. Abends haben wir uns unsere erste Prozession angesehen. Das Highlight sind die riesigen Holzskulpturen, die „pasos“ genannt werden. Die schweren pasos zeigen Szenen aus der Bibel und werden jeweils auf den Schultern von acht Männern durch die Straβen getragen. An diesem Abend waren es zwölf pasos und es kam mir ewig vor. Es war zwar sehr beeindruckend, aber nach den ersten drei Skulpturen hatte ich eigentlich schon genug gesehen. 

Am nächsten Tag sind Theresa und ich früh aufgestanden, um in die nahe gelegenen Termalquellen zu fahren. Morgens haben wir die Mutter von Alonso und Julián - Mamá Amparo - kennengelernt, die gleich ein leckeres Frühstück für uns vorbereitet hat. 
Dann sind wir mit dem Bus nach Coconuco zu den Termales Aguas Tibias gefahren. Die Anlage lässt dich mit unseren deutschen Spas absolut nicht vergleichen. Es waren sehr viele Menschen dort und es war auch ziemlich dreckig. Aber das warme Wasser tat nach so vielen Monaten mit kalten Duschen wirklich gut und die Aussicht auf die Berge war wunderschön. Gut eingeweicht sind wir anschlieβend noch ein Stück durch die schöne Landschaft gewandert, bis wir wieder in den Bus nach Popayán eingestiegen sind. Auch an diesem Abend haben wir eine Prozession gesehen, mit unendlichen 20 pasos. Ich war froh, abends im Bett zu sein und am Samstag haben wir dann auch lange ausgeschlafen. Den restlichen Tag haben wir mit Mamá Amparo gekocht und ich konnte ein paar kolumbianische Rezepte notieren. 

Leider hatten Theresa und ich inzwischen erfahren, dass wir nicht auf den Vulkan, der etwa 20 Kilometer von Popayán entfernt liegt, steigen durften, weil laut unseres weltwärts-Teams dort die Guerilla aktiv ist. Wir durften Popayán nicht verlassen und uns nichts auβerhalb der Stadt ansehen. Somit haben wir entschieden, bereits am Samstag abzureisen, statt wie geplant bis Sonntag zu bleiben. In Popayán gab es einfach nicht mehr viel zu tun. Wir sind also aus Sicherheitsgründen eher nach Cali zurückgekehrt. Ziemlich absurd, da Cali mittlerweile auch rote Zone ist. 
Auch wenn wir dadurch nicht so viel sehen konnten, waren es sehr schöne Tage. Es war toll die Familie kennenzulernen und etwas über ihre Leben zu erfahren und das Schönste war meiner Meinung nach das Kochen mit Mamá Amparo. Es ist unglaublich lieb, wie wir von dieser Familie mit offenen Armen empfangen wurden. Ich bin sehr dankbar für die schöne Zeit und die Erfahrungen! 

Hier wie immer noch ein paar Bilder von unserer Reise und ganz liebe Grüβe aus Cali, 
eure Bianca 


Das Haus mit den grünen Türen war unser "Hotel".

Theresa in dem wunderbaren Bett im Zimmer von Alonso. 

Erste Besichtigung des historischen Zentrums von Popayán. 

Rechts Alonso, daneben sein Bruder Julián. 

Aussicht auf die Stadt bei Sonnenuntergang. 

Einer der pasos bei der Prozession. 

Hier sieht man vier der insgesamt acht Träger der schweren pasos

Kolumbianisches Spa :), wunderschön gelegen in den Bergen. 

Spaziergang durch den Cauca. Ob sich da die Guerilla versteckt?

Kochen mit Mamá Amparo - LECKER!

Links fríjoles (Bohnen), rechts patacones (frittierte Kochbananen).

Mal wieder viel zu schnell: Abschiedsfoto vorm Haus.